Sonntag, 23. Juni 2013

Die ihr Essen fotografieren


Irgendwas mache ich falsch. Ich mache mir oft einen Kopf, über was sich so bloggen lässt. Weil das hier nie ein reines Polit-Blog sein sollte, sehe ich zu, eine gewisse Balance hinzubekommen aus Politischem, Gesellschaftlichem und jenen netten Banalitäten am Wegesrand, die das Leben so farbig machen. Ich drechsele Sätze, lese sie mir laut vor, um zu hören, ob sie auch einen schönen Rhythmus haben. Regt mich etwas richtig auf, dann gelingt es mir manchmal, einen Beitrag in einer halben Stunde fertig zu haben und nur noch ein paar kleine Korrekturen vornehmen zu müssen. Meistens breche ich mir aber länger einen ab. Vor allem aber schmeiße ich eine Menge weg. Nur gut die Hälfte dessen, was ich im Monat so verzapfe, erscheint hier auch. Der Rest gammelt als angefangenes Fragment auf der Festplatte rum. Ich beklage mich nicht, denn ich finde das ziemlich normal. Wie alle kreativen Tätigkeiten, ist Schreiben nun einmal, entgegen einem verbreiteten Vorurteil, kein reiner Spaß, sondern vor allem Arbeit. Eine schöne Arbeit zwar, die meist Freude bringt und sehr befriedigen, gelegentlich aber auch frustrieren kann.

Freitag, 21. Juni 2013

Deutsches Kinderelend


Kristina Schröder hat's manchmal auch nicht leicht. Weil bekanntlich das Damoklesschwert des demographischen Wandels über uns allen hängt, die Deutschen somit auszusterben drohen wie einst die Dinosaurier und die Neandertaler, gilt es als vordringliche Aufgabe einer Familienministerin, dafür zu sorgen, dass die zwar rammelfreudigen, aber vermehrungsmüden Deutschen diesen Trend gefälligst wieder umkehren. Das Elend der deutschen Politik liegt auch hier darin, dass man meint, alles sei im Zweifel nur eine Frage des Geldes.

Dienstag, 18. Juni 2013

Fremde Freunde


Kein Zweifel, Amerika war einmal cool. Vor allem die Populärkultur. Für viele in der Nachkriegszeit Sozialisierte hatten Jeans, Rock 'n Roll und auch das unkomplizierte Fastfood im Mief der Adenauerära etwas Befreiendes. Amerika, das stand für Freiheit, ein gewisses Rebellentum, dafür, es dem Establishment zeigen. Auch der amerikanische Traum hatte eine gewisse Faszination: Egal, wer du bist oder wo du herkommst, egal wie du heißt und welchen Namen du trägst, du bekommst deine Chance. Dass das streng genommen kaum jemals so war und es auch in den USA, die keinen Adel kannten, sehr wohl eine Rolle spielen konnte, wer man so war und aus welchem Stall man stammte, störte zunächst nicht weiter. Die Amerikaner waren schlau genug um zu sehen, dass es im Nach-Nazideutschland eine jüngere Generation geben würde, die nach so etwas dürstete und gaben den wohlwollenden Hegemon. Viele Deutsche dankten ihnen das.

Dienstag, 11. Juni 2013

Genderama


"Girls will be boys and boys will be girls / It’s a mixed up, muddled up, shook up world / Except for Lola." (Ray Davies)
Die um ihre Männlichkeit fürchtenden Männer an der Universität Leipzig können aufatmen: Die Klöten bleiben dran und im Uni-Chor wird auch weiterhin Tenor und Bass gesungen werden. Kein honoriger Professor muss fürchten, in Zukunft mit "Frau Professorin", "Frau Professor", "Klaus-Bärbel" oder "Loretta" angeredet zu werden. Auslöser der Panik war ein Bericht auf Spiegel online, in dem es sinngemäß hieß, die Leipziger Alma Mater habe ihre Sprachregelungen dahingehend geändert, dass sich von nun an alle Männer mit weiblichen Titeln anreden lassen müssten. Im Teaser heißt es:

Freitag, 7. Juni 2013

Ursuppe


"Wenn Menschen aufhören, an Gott zu glauben, dann glauben sie nicht an nichts, sondern an alles Mögliche. Das ist die Chance der Propheten – und sie kommen in Scharen." (Gilbert Keith Chesterton)
Man sagt, des Menschen Wille sei sein Himmelreich. Wenn also jemand glauben möchte, der liebe Gott sei ein rauschebärtiger alter Mann und habe die uns bekannte Erde binnen sechs Tagen plus einem Ruhetag mit etwas Simsalabim aus Knetmasse und Spucke zusammengeleimt, dann soll er das eben tun. Wer par tout glauben möchte, man würde 120 Jahre alt und garantiert niemals krank, wenn man sich ausschließlich von Rohkost und ungewaschenen Wildkräutern ernährt, dazu täglich skurrile Gymnastik betreibt und Volkslieder zu ungelenk umgedichteten Texten zum Besten gibt, soll das meinethalben auch tun. Problematisch wird es genau dann, wenn Leute, die so was tun, alle, die das nicht tun mögen oder schlicht für Mumpitz halten, für minderwertige, unerleuchtete, ignorante und böse Menschen halten.

Ich bin in meinem bisherigen Leben weiß Gott einer ganzen Menge Schwachsinn in allen Farben, Formen und Größen begegnet. Seitdem ich mich seinerzeit daran gemacht habe, in die unendlichen Welten des Netzes vorzudringen, scheint mir das Ausmaß noch einmal deutlich angestiegen zu sein. Auch ist man aus der Esoterik-Szene wirklich einiges Schräge gewohnt. Doch spielt das, auf das am letzten Wochenende auf mein entzündetes Auge fiel, noch einmal in einer eigenen Liga.

Donnerstag, 6. Juni 2013

Verklemmte überall


Wie landet man als Comedian fast immer einen sicheren Lacher? Ganz einfach. Man braucht nur einen Satz anzufangen wie: „Greift ein Priester einem Messdiener unter den Rock...“, und dabei verschwiemelt zu grinsen. Ta-täää! Grölendes Gelächter ist fast garantiert. Die normalerweise durchaus witzige und angenehm versaute Kölner (ja, ich weiß, sie ist in der Klumstadt Bergisch Gladbach geboren) Komödiantin Carolin Kebekus hat für ihre vom WDR produzierte und auf EinsFestival ausgestrahlte Fernsehshow einen Clip gedreht, in der sie als tanzende Nonne inmitten einer Schar von Messdienern, denen wiederum Priester nachstellen, in einer Kirche Hiphoppiges zum Besten gibt. Irgendwann lupft sie das Gewand vor einem Kruzifix und leckt auch eines ab. Haha. Wer im Gegensatz zu mir auf HipHop steht, wird dem vielleicht sogar etwas abgewinnen können.

Donnerstag, 30. Mai 2013

Sie sind unter uns (3)


Heute: Pink Radar - der Homophobe Oberchecker

Wer erinnert sich nicht an die legendären Terminator-Filme? Legendär die Szenen, in denen der staunende Zuschauer die Welt durch die Augen des Maschinenmannes wahrnahm. Wer hätte sich so was in bestimmten Situationen noch nie gewünscht? Entfernungen, Größenverhältnisse, freie Parkplätze, Temperaturen und vor allem Identitäten automatisch ins Sichtfeld eingeblendet zu bekommen. Zwar gibt es solche Geräte schon länger, aber dummerweise würde man damit aussehen wie eine dieser Borg-Drohnen aus Star Trek. Aber jetzt festhalten: Menschen mit eingebauten Scannern wie beim Terminator scheint es wirklich zu geben. Auch das muss ich wissen, denn ich bin auch so einem schon begegnet. Es war Pink Radar, der Homophobe Oberchecker.

Samstag, 25. Mai 2013

Oh selige Burschenherrlichkeit!


Grundsätzlich steht es jedem Verein frei, zu entscheiden, wer als Mitglied aufgenommen wird und wer nicht. Wenn der gesellschaftliche Mainstream sich dreht, kann es schon einmal schwierig werden. Dann stehen sich verfassungsmäßig verankerte Grundsätze („Niemand darf aufgrund … benachteiligt werden.“) und vereinsrechtliche Statuten entgegen („Der Verein für bekloppte Barttrachten Botzenburg e.V. von 1951 steht jedem männlichen Bartträger offen, der...“). Die Wiener Philharmoniker zum Beispiel, die kein öffentlich-rechtliches Orchester sind, sondern ein privater Verein, haben sich bis 1997 geweigert, Frauen aufzunehmen. Letztlich war das nicht mehr zu halten. Festzuhalten bleibt, dass es nicht zwingend Diskriminierung sein muss, wenn ein Verein einem die Mitgliedschaft verwehrt.

Dienstag, 14. Mai 2013

Fröhliches Filmeraten


Eines muss man den Wahlkampfstrategen der Union lassen: Sie verstehen es wirklich, Mutti Merkel im Wahljahr in Szene zu setzen. Kaum hatte unser aller Kanzlerin kürzlich dem Polit- und Justizfachblatt Brigitte ein Interview so ganz von Frau zu Frau gegeben, folgte schon der Charmeoffensive nächster Streich. Im Rahmen der Reihe 'Mein Film', die die Deutsche Filmakademie seit 2011 ausrichtet, wird einmal im Jahr eine prominente Person aus Politik, Kultur oder Showgeschäft eingeladen, die gebeten wird, ihren Lieblingsfilm zu nennen. Der wird dann in dessen und in Anwesenheit von weiteren Personen gezeigt, die etwas Schlaues zu dem Streifen zu sagen wissen. Hinterher wird noch ein wenig über das Gesehene und das Verhältnis der betreffenden Person zu dem Film geplaudert. Prima PR-Plattform, das. Wer den Lieblingsfilm eines Menschen kennt, kann einen kleinen Blick in sein Herz erhaschen, so oder so ähnlich das Kalkül dahinter.

Dienstag, 16. April 2013

Wiederkehr der Spargeltarzane


Man sagt, das Auto sei der Deutschen liebstes Kind. Das mag sein, stimmt aber, wenn überhaupt, nur zum Teil. Zumindest ein paar Monate im Jahr ist der Deutschen liebstes Kind ein saisonal angebautes Liliengewächs. Bis zum Johannistag ist das Land verrückt nach Spargel. Nur nach dem milden Weißen, versteht sich. Mit dem ungleich interessanter schmeckenden und vielseitigeren Grünen kann man hierzulande eher wenig anfangen. Und so pilgern jetzt wieder Freunde des müffelnden Urins und andere Spargeltarzane in Kohortenstärke auf Wochenmärkte und in Hofläden, wobei sie glasig umwölkten Auges ekstatisch stammeln: „Frischer Spargel! Endlich!“ Ich weiß, wovon ich rede, denn hier ganz in der Nähe ist ein Anbaugebiet. Apropos liebstes Kind: Existiert eigentlich irgendwo eine Statistik, die belegt, dass die Zahl der Autozulassungen während der Spargelsaison merklich zurückgeht? Wundern würde es mich nicht. Die Tatsache, dass die Anbaufläche sich binnen zehn Jahren fast verdoppelt hat, spricht jedenfalls dafür.