Donnerstag, 29. März 2018

De' Russ' kütt


So sprach angeblich immer ein aus Köln stammender Kamerad, mit dem ein längst verstorbener Freund der Familie damals an der Ostfront war. Jetz' kütt he ja widder, de' Russ'. Also fast. Zumindest wenn man diversen Qualitätsmedien glauben kann. Wenn das so sein sollte, dann ist das nicht zwingend eine schlechte Nachricht. Das Problem ist doch: Wenn de' Russ' nit kütt, dann läuft scheinbar nicht viel zusammen in unseren Hoch Entwickelten Westlichen IndustriestaatenTM. Jens Berger hat jetzt auf die Meldung hingewiesen, die EU-Kommission wolle zusätzliche Mittel für die Infrastruktur locker machen, damit im Fall des Falles die Panzer auch zügig rollen könnten. Das stünde beim momentanen Zustand hiesiger Straßen und Brücken nämlich sehr infrage. Natürlich kann man darüber den Kopf schütteln und sich fragen, wieso erst der Russe kommen muss, und sei's im Geiste, dass der beklagenswerte Zustand unserer Straßen und Brücken mal jemandem auffällt.

Dienstag, 27. März 2018

In eigener Sache


Für den Fall, dass sich jemand wundert, wo die Beiträge vor 2016 geblieben sind: Die sind nicht gelöscht, sondern zurück auf Entwurf und damit auf unveröffentlicht gestellt. Ich werde die, so wie ich Zeit habe, nach und nach wieder ins Netz stellen. Vielleicht wird es auch eine (Wieder-) Veröffentlichung ausgewählter Beiträge im Rahmen einer Art Best-Of-Reihe geben oder so, keine Ahnung. Ferner werden sich welche fragen, wo denn die meisten Fotos geblieben sind. Die sind in der Tat gelöscht. Vorsichtsmaßnahme.

Samstag, 24. März 2018

Jenseits der Blogroll - 03/2018


"Ich glaube nicht an Heilslehren und Einseitigkeiten, nicht an das Niederbrüllen von Ungläubigen und an den einen, alles entscheidenden Menschheitsfehler. Ich glaube nicht, dass alles in Wirklichkeit ganz einfach wäre, wenn man nur die Richtigen kaltstellt oder wegschafft oder fertigmacht, kastriert oder abknallt. Ich glaube auch nicht, dass ich oder irgendjemand sonst sich von einem aufgehetzten, vielfach uninformierten Mob das Maul verbieten lassen sollte." (Thomas Fischer)

Es ist wieder einmal Zeit für die monatliche Linksammlung mit allem, was mir so an Interessantem, Überraschendem und sonstwie Lesenswertem untergekommen ist. Da wäre etwa Thomas Fischer. Dass seine Kolumne 'Fischer im Recht' eingestellt wurde, ist schade. Aber dass er es ohne nicht lange würde aushalten können, war irgendwie klar. Also schreibt er jetzt gelegentlich für meedia. Jüngst über kenntnisfreie Faktenchecker in Frank Plasbergs Quasselrunde. Der Mann ist kontrovers, manchmal weitschweifig, sieht sich vielleicht selbst gern schreiben, aber er versteht in der Regel sehr viel von dem, über das er da schreibt, und vor allem ist er nie langweilig.

Mittwoch, 21. März 2018

Ein Jubiläum (5)


Heute vor 100 Jahren, am 21. März 1918, begann die so genannte 'Michael-Offensive' der deutschen Armee

Mit der Bemerkung, Recht sei kostbarer als Frieden, hatte der pazifistisch gesinnte US-Präsident Wilson im April 1917 den Eintritt der bis dahin mehrheitlich isolationistischen USA in den ersten Weltkrieg begründet. Auf Friedensangebote Wilsons ging man nicht ein, da man immer noch die Möglichkeit eines 'Siegfriedens' sah und dergleichen Verhandlungen als verbrämte Kapitulation auffasste. Ende 1917 sah die Entente sich keineswegs auf der Siegerstraße und auf deutscher Seite dachte man, mit einer letzten großen Offensive im Westen, es wäre die erste seit 1916, müsste sich das Blatt wenden lassen. 'Kaiserschlacht', so wurde das Vorhaben auch genannt. Doch Wilhelm II. war politisch längst kaltgestellt und bloß noch Symbolfigur. Auch wusste man um die Stimmung in der Heimat. Diese eine allerletzte Anstrengung, so erzählte man den Soldaten und der Bevölkerung, ein letzter Schlag, und die kriegsmüden Alliierten würden umkippen wie ein tönerner Riese, dann würden die Osterglocken den Sieg einläuten. Es sollte, wie so oft in diesem seit dreieinhalb Jahren dauerndem Krieg, anders kommen.

Montag, 19. März 2018

Bärendienste


Es ist verständlich aber sinnlos, Jens Spahn eine Zeitlang vom Hartz-IV-Regelsatz leben lassen zu wollen.

Es sagt so einiges, dass unter denen, die jetzt nicht müde werden, die immensen Leistungen des verstorbenen Stephen Hawking zu rühmen, genügend sein dürften, die andernorts nicht müde werden, Sozialstaatlichkeit als linke Humanitätsduselei zu bekämpfen. Hawking selbst, obwohl aus durchaus situierten Verhältnissen stammend, hat zu Lebzeiten immer wieder darauf hingewiesen, dass sein unerwartet langes Leben und seine Arbeit als Wissenschaftler vor allem der Unterstützung des NHS (National Health Service), dem steuerfinanzierten Gesundheitsversorgungssystems in Großbritannien, zu verdanken waren. Dessen weitgehende, am liebsten völlige Abschaffung gehört seit geraumer Zeit zu den vorrangigen Projekten jener konservativen Politiker auf der Insel, die sich jetzt im Glanz von Hawkings Meriten mitsonnen. Zurück auf den Kontinent.

Samstag, 17. März 2018

Schmähkritik des Tages (16)


Heute: Jens-Christian Rabe über das neue Albung der Band Frei.Wild

"Ja, es ist wieder einmal so weit: Es gibt mit »Rivalen und Rebellen« [...] ein neues, zwölftes Album der Südtiroler Dampfstrahl-Punkrock-Band Frei.Wild, die gerne mit allerlei Völkisch-chauvinistisch-nationalistischem herumzündelt, aber dann noch nicht rechts sein will, sondern einfach dagegen. Also gegen den Mainstream und seine »Systemmarionetten«, die die Band und ihre Anhänger angeblich nicht so sein lassen wollen, wie sie am Ende aber doch sind. Das hässliche Hölzchen, über das die Freunde und Feinde diesmal springen dürfen, heißt »Geartete Künste hatten wir schon« und ist der Soundtrack zur Metapolitik der Neuen Rechten, bei der es im Kern ja nie um die Sachen selbst geht, sondern immer nur darum, dass alle anderen ewig »im Gleichstrom« schwimmen und die »wahren Rebellen« nur sie selbst seien. Musik zur Zeit in ihrer gruseligsten Form, die in den deutschen Mainstream-Pop-Charts ganz weit oben landen wird, sehr wahrscheinlich sogar auf dem ersten Platz, wie seit 2012 allein drei der vier letzten Alben der Band." (Süddeutsche Zeitung, 16.3.2018)

Mittwoch, 14. März 2018

Hängt ihn höher!


Es ist eine durchaus spannende Frage, ob die westdeutsche Gesellschaft der Achtziger eine befriedetere war als die heutige. Das lässt sich etwa diskutieren am Beispiel der Geiselnahme von Gladbeck, die sich heuer zum 30. Male jährt. Obwohl die Tragödie von München damals gut fünfzehn und der so genannte 'Deutsche Herbst' gerade mal knapp zehn Jahre her waren, schien man in keiner Weise vorbereitet auf zwei völlig planlos agierende Typen, die im Prinzip bloß das kopierten, was Gangster in Filmen machen. Leider waren die Waffen echt. Über vieles könnte man eigentlich nur lachen, wenn nicht zwei unbeteiligte Menschen ums Leben gekommen wären, deren Tod höchstwahrscheinlich vermeidbar gewesen wäre und deren Hinterbliebene noch heute darunter leiden.

Sonntag, 11. März 2018

Ronny des Monats - März 2018


Beginnen wir diese Ronny-Verleihung mit einer guten Nachricht außerhalb des Wettbewerbs: Die vom NRW-Verfassungsschutz als rechtsextrem bezeichnete Kleinstpartei 'pro Köln' hat ihre Selbstauflösung beschlossen. Als (nicht im 'Postillon' erschienene) Begründung ließ man verlauten, man habe seine "Mission erfüllt". Aha. Welche war das? Falls es die gewesen sein sollte, sich in einer Tour gnadenlos zu Deppen zu machen, dann kann man in der Tat nur sagen: Glückwunsch! Mission accomplished. Man könnte zur allgemeinen Erheiterung auch erwähnen, dass im Februar der erfolgreichste 'Artikel' in Sachen Interaktionen bei Facebook eine frei erfundene Meldung des berüchtigten Halle-Leaks-Blogs war. Der anonyme Autor titelte: "Laut Merkel ist Flüchtlingen bei den Tafeln unbedingter Vorrang zu geben - Wir luden sie ein". Nun gut, was soll man schon erwarten in einer Zeit, in der es, wie Bill Maher treffend zusammenfasste, schon als Debatte gilt, wenn drei Idioten ohne Privatleben sich darüber aufregen, dass Jennifer Lawrence keinen Mantel trägt (und in der Facebook immer noch für eine ernstzunehmende Informationsquelle gehalten wird, möchte man ergänzen)?

Genug der Komödie, zum Ernst des Lebens - die Preisträger im März:

Mittwoch, 7. März 2018

Verlorene Kulturgüter


Es war ja noch nie so leicht wie heute, ein Snob zu sein. Einmal bei chefkoch.de oder in ähnlichem Umfeld behauptet, dass man vielleicht Butter verwenden sollte statt gehärtetem Pflanzenfett, sich vielleicht gar geoutet als jemand, der weiß, dass es einen Unterschied gibt zwischen Süß- und Sauerrahmbutter - zack, schon haste das Stigma auf der Stirn pappen.

Klar, früher, da hat man sich die Wochenenden anders um die Ohren gehauen. Heute? ich bitte Sie! Freitags vielleicht kurz bei der Tafel vorbeischauen und sich köstlich darüber amüsieren, wie die Habenichtse sich um Aussortiertes prügeln, danach Streetfood und in die Schampus-Bar. Anschließend Clubbing. Samstags Brunch und Powershopping, dann Essen im Sternelokal des Vertrauens. Wenn das Diner dann beendet ist und der Küchenchef sich persönlich versichert hat, dass auch alles zum allerbesten war und diverse Ründchen aufs Haus hat springen lassen, der hauseigene Limousinen-Service einen am Hotel abgesetzt hat, wo man noch einen kleinen Absacker nimmt, vielleicht einen 85er Château Petrus (oder doch den 89er Pomerol?), heißt es zeitig zu Bett. Fit for job bleiben, am Sonntag um sechs geht’s joggen. Na kommen Sie, so geht’s doch zu in diesem Deutschland, in dem wir gut und gerne leben, noch nie so viele Arbeit hatten wie heute und die Personalchefs der Nation schon den Kopf in der Schlinge haben, weil sie einfach keine Leute mehr finden, obwohl sie schon astronomischste Löhne zahlen.

Montag, 5. März 2018

Banking Bad


Das Bankgeschäft ist eigentlich eine sehr simple Angelegenheit. Kann jeder kapieren, der rudimentär der Grundrechenarten mächtig ist. Wovon leben Banken? Davon, Geld zu leihen und zu verleihen. Leihen sie sich Geld, dann heißt das Konto, Sparbuch, Festgeld etc., verleihen sie welches, heißt das Kredit. Von der Differenz zwischen Einlagen- und (höheren) Kreditzinsen lebt die Bank. So simpel wie genial war es ursprünglich gedacht und auch gar nicht blöd. Funktioniert übrigens heute noch. Im Schwäbischen gibt es Kleinfilialen der Raiffeisenbank, die bieten bis heute nur drei Dinge an: Ein Girokonto, ein Sparbuch und einen Kredit. Rechnet sich, immer noch.